Ist die Lehrerausbildung IT-mäßig noch immer "hinter dem Mond"? |
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Ich bin etwas hin und her gerissen. Auf der einen Seite sehe ich, dass es z.B. an der FAU
Erlangen vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich durchaus
ernsthafte und gute Anstrengungen gibt, digitale Lernformen zu
entwickeln. Nimmt aber eine neuere Studie über die universitäre Lehrerausbildung in Deutschland als Maßstab, ist das Ergebnis deprimierend: „Zwischen 2017 und 2020 wurden nur sehr geringe
Fortschritte bei der curricularen Verankerung von verpflichtenden
Lehrveranstaltungen zum Thema digitale Medienkompetenz erzielt. Wenn es
in diesem Tempo weitergeht, dann dauert es beispielsweise
für das Lehramt an Gymnasien bis ins Jahr 2040, bis
digitalisierungsbezogene Kompetenzen flächendeckend in der 1. Phase der
Lehrerbildung etabliert sind. Auch die Ad-Hoc-Maßnahmen während der
vergangenen Corona-Semester haben nicht viel daran geändert.
Vielfach wurde einfach die analoge Lehre ins Digitale verlegt. Es
braucht aber ebenso eine neue digitale Didaktik, die nun dringend
flächendeckend in der Lehrerbildung angelegt werden muss.“ Trotz dem ganzen öffentlichen und politischen Gerede über digitale Bildung, Hybridunterricht und Corona ist der Einsatz von IT noch immer kein zentraler Bestandteil der Lehrerausbildung. Ein Trauerspiel. Die naive Hoffnung, dass jüngere Lehrkräfte ihren Unterricht automatisch besser und digitaler gestalten können, weil sie mehr IT-Kenntnisse haben, ist ein Trugschluss. Und wenn man die Schulen und Junglehrer vor Ort erlebt, kommt man darüber hinaus um die Feststellung nicht herum, dass es nicht reicht, IT-Kenntnisse und Medienkunde irgendwie in die Lehrerausbildung einzufügen. Man muss es als Lehrkraft vielmehr ausprobieren und üben, wie man Internet-Anwendungen und –Tools sinnvoll in seinem eigenen Fachunterricht einsetzt. Die Definition von sechs Medienkompetenzen hilft im echten Unterricht nicht besonders viel. Wenn die Ergebnisse des Monitors Lehrerbildung verallgemeinerbar sind, dann sind wir an den Schulen vor Ort IT-mäßig schon deutlich weiter als die Unis, Pädagogischen Hochschulen und viele Seminarlehrkräfte.
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